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17.07.2023
Was tun, wenn die Mitglieder gehen?
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Mitgliederschwund bei Genossenschaftsbanken scheinen ein größeres Thema zu sein. Denn offenbar verlieren die Genossenschaftsbanken im großen Stil Mitglieder. Und das sollte uns alle interessieren. Denn die etwa 880 Volksbanken und Raiffeisenbanken im Land stehen für immerhin 30 Millionen Kunden und nehmen daher eine wichtige Rolle ein - im Bankensystem aber eben auch in unserer Gesellschaft. Grund genug, sich mal ein paar Gedanken zu machen, was man da machen könnte.
Der Mitgliederschwund bei Genossenschaftsbanken ist offenbar alarmierend.
Vor kurzem hatte sich unser Kollege René Lange gemeinsam mit unserer zeb-Kollegin Caroline Klausch dem Thema gewidmet - wie so oft: danke für deinen Impuls, Caro! Schon bei unserer ersten Recherche wurde deutlich, dass die Anzahl der Mitglieder seit fünf Jahren rückläufig ist. Gut eine Woche später schreibt dann Christian Kirchner von der Finanz-Szene mit Berufung auf Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken "Sparda-Banken haben in drei Jahren mehr als 10% ihrer Mitglieder verloren".
Zwei Lehren: Die Kolleginnen der Finanz-Szene haben einfach ein magisches Gespür für Timing. Und vielleicht ist der Trend noch dramatischer, als auf den ersten Blick angenommen.
Was sind die Treiber dahinter? Das Durchschnittsalter der Mitglieder von Genossenschaftsbanken liegt ausweislich der Zahlen von Statista über dem deutschen Durchschnitt. Mitglieder gehen also altersbedingt (und eben recht final). Hinzu kommt, dass die Vorteile von Genossenschaftsanteilen nicht ausreichend attraktiv für bestehende und potenzielle Mitglieder sein dürften - namentlich: junge Mitglieder. Das liegt vermutlich am aktuellen Zinsumfeld, das anderswo attraktive Anlagemöglichkeiten verspricht. Und an den alternativen Bankangeboten, die es gerade in urbanen Gebieten für junge Zielgruppen in Form von Vertical Banks gibt.
Hier gibt viele Positivbeispiele, die zeigen, wie Kunden bzw. Mitglieder aktiviert werden können. Warum setzen Genossenschaftsbanken nicht auch solche Maßnahmen um?
Die Tomorrow Bank ein leuchtendes Beispiel dafür. Mit einem klaren Zweck – der Förderung der Nachhaltigkeit – bietet sie ihren Kunden konkrete Features, wie Vergünstigungen bei angeschlossenen Partnern, nachhaltige Investments oder das Aufrunden von Ausgaben zur Förderung nachhaltiger Initiativen. Unsere Kollege René zahlt dort als Kunde vergleichsweise hohe Kontoführungsgebühren und fühlt sich auch noch super dabei: “Die Kontoführungsgebühr fühlt sich eher nach einem Mitgliedsbeitrag an - schließlich bin ich gefühlter Teil einer Bewegung, die ein besseres Banking und eine besseres Morgen schafft.” Was seien da schon sieben Euro? Warum nehmen Genossenschaftsbanken nicht diese Ansätze auf und adaptieren sie entsprechend ihres geschäftlichen und gesellschaftlichen Auftrags?, fragt er in seinem jüngsten Linkedin-Artikel.
Ihm zufolge, sei es von großer Bedeutung, sich diesem Thema zu widmen, da Genossenschaftsbanken einen signifikanten Marktanteil in Deutschland haben und somit die hiesige Bankenlandschaft prägen. Laut Statistiken von 2021 beträgt ihr Marktanteil im Privatkundengeschäft rund 15%. Zudem gibt es über 30 Millionen Kunden bei den etwa 880 Volksbanken und Raiffeisenbanken im Land.
Darüber hinaus spielen Genossenschaftsbanken eine entscheidende Rolle in der deutschen Gesellschaft, und sie haben mehrere Vorteile:
Kundennähe und Regionalität: Genossenschaftsbanken sind lokal verankert und haben enge Beziehungen zu ihren Kunden. Sie kennen ihre Bedürfnisse und können individuelle Lösungen bieten - auch im Verbund mit anderen lokalen Akteuren übrigens.
Förderung der Gemeinschaft: Genossenschaftsbanken basieren auf dem Prinzip der Solidarität. Sie dienen nicht nur dem wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch dem Gemeinwohl, indem sie lokale Projekte unterstützen und zur Stärkung der regionalen Wirtschaft beitragen.
Mitbestimmung: Genossenschaftsbankmitglieder haben das Recht, bei wichtigen Entscheidungen mitzuwirken und ihre Interessen zu vertreten. Dies fördert eine demokratische Struktur und stärkt das Vertrauen der Kunden.
Finanzielle Stabilität: Genossenschaftsbanken sind in der Regel solide und gut kapitalisiert. Sie setzen auf eine nachhaltige und langfristige Geschäftsentwicklung statt auf kurzfristige Gewinne.
Wir beschäftigen uns intensiver mit dieser Fragestellung und entwickeln Lösungsansätze, um die Kundenaktivierung bei Genossenschaftsbanken zu fördern. Interessierte Banken können sich gerne bei uns melden, um sich über unsere Arbeit auszutauschen und mögliche Kooperationen zu besprechen. Gemeinsam können wir die Attraktivität von Genossenschaftsbanken steigern, um Mitglieder zurückzugewinnen und die Branche zu stärken!
Den Beitrag im Original finden Sie hier.
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Geschrieben von
René Lange
Head of Operations
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